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Der globale Kaffeemarkt steht vor erheblichen Herausforderungen. Klimawandel, logistische Engpässe und neue EU-Regularien verändern die Kaffeeindustrie grundlegend. Große Produzenten wie Brasilien und Vietnam kämpfen mit katastrophalen Wetterbedingungen und Ernteausfällen, während die gesamte Branche sich auf anhaltende Unsicherheiten und mögliche Preisschwankungen einstellen muss.

Immer mehr wollen Kaffee!

Extreme Wetterereignisse beeinträchtigen die Kaffeeproduktion in wichtigen Anbauländern erheblich. In Brasilien führte ein Rekordsommer zu Ernteeinbußen von 3,5%, gefolgt von unerwarteter Winterkälte und einer anhaltenden Dürre, die die kritische Blütezeit bedroht. Vietnam verzeichnete einen Produktionsrückgang von 20% in der Saison 2023/24, den niedrigsten Stand seit vier Jahren, hauptsächlich aufgrund von Dürre. Überdurchschnittliche Temperaturen in den Anbaugebieten treiben die Rohstoffpreise weiter in die Höhe und verschärfen die angespannte Situation auf dem globalen Kaffeemarkt.

Die Lage wird aber auch deshalb schwieriger, weil immer mehr Menschen Kaffee trinken wollen. Vor allem in Asien wird immer mehr Kaffee konsumiert.

Verträge neu verhandelt

In Reaktion auf die Marktentwicklungen haben mehrere Erzeugerländer bestehende
Verträge neu verhandelt und fordern Preiserhöhungen im Vergleich zu den ursprünglichen
Vereinbarungen.

Eine Wahrheit ist aber auch: Die Kaffeebauern können gar nicht so viel Kaffee anbauen, wie die Menschen momentan konsumieren möchten. Die Gründe dafür sind Landmangel und die erwähnten Wetterkapriolen.

In Brasilien führte ein Rekordsommer zu Ernteeinbußen von 3,5%, gefolgt von unerwarteter Winterkälte und einer anhaltenden Dürre, die die kritische Blütezeit bedroht. Foto: Unsplash

Spekulanten verschärfen die Lage

Spekulanten der Finanzindustrie tragen derzeit ebenfalls dazu bei, die Situation zu verschärfen und die Preise massiv zu erhöhen. Sie handeln mit Rohstoffen wie Kaffee, um Gewinne zu erzielen. Sie kaufen und verkaufen Kaffee nicht, um ihn tatsächlich zu nutzen, sondern um von Preisänderungen zu profitieren.

Die so künstliche erzeugte Nachfrage treibt natürlich die Preise in die Höhe und – die Preise spiegeln nicht mehr die tatsächliche Angebots- und Nachfragesituation wider.

Die Aktivitäten der Spekulanten tragen also dazu bei, dass die Kaffeepreise höher bleiben, als es die realen Marktbedingungen möglicherweise rechtfertigen würden. Dies macht die Situation für alle Beteiligten in der Kaffeelieferkette komplizierter und problematischer. Der Endverbrauchern muss dadurch höhere Preise zahlen.

Die EU greift ein – EUDR und Kaffeepreise

Die European Union Deforestation Regulation (EUDR) stellt die Kaffeebranche ebenfalls vor einige Probleme.

Ab Ende 2024 müssen Firmen sicherstellen, dass die Importketten entwaldungsfrei sind. Das heisst: Sie müssen per GPS-Punkten oder Polygonen (Flächendarstellungen) beweisen, wo genau der Kaffee hergestellt wurde. Sie müssen nachweisen, dass Kaffee nicht in Räumen gepflanzt wurde, wo nach Ende 2020 Wald stand. 

Viele Erzeugerländer haben aber Schwierigkeiten, die geforderte detaillierte Kartierung der Produktionsgebiete umzusetzen, während andere die zusätzlichen Kosten für EUDR-Zertifikate auf die Kaffeepreise umlegen. Große Röster mit einem Jahresumsatz von 50 Millionen Euro oder mehr müssen bis Ende des Jahres EUDR-zertifizierten Kaffee verwenden, um weiterhin im EU-Markt verkaufen zu dürfen. Diese Unsicherheit bezüglich der rechtzeitigen Versorgung mit konformem Kaffee sorgt für zusätzliche Spannungen in der Lieferkette und könnte zu weiteren Preisanstiegen führen.

Ein Containerschiff verbraucht durchschnittlich 1 Million Liemehr Treibstoff, wenn es nicht die traditionelle Route auf dem Suezkanal nehmen kann. Foto: Unsplash

Das Problem mit dem Suez-Kanal

Der Kaffeehandel steht vor erheblichen logistischen Herausforderungen. Konflikte im Nahen Osten beeinträchtigen den Suezkanal, eine wichtige Route für den Seetransport nach Europa und Nordafrika. Immer mehr Reedereien wollen die Route durch den Suezkanal vermeiden Stattdessen fahren die Schiffe 6.000 Kilometer (!) weiter. Dies führt zu Verzögerungen und erhöhten Transportkosten, wobei ein Containerschiff sehr viel mehr Treibstoff verbraucht als auf der traditionellen Route. Zum Teil sind dies zusätzliche Treibstoffkosten von 1 Million Dollar pro Hin- und Rückfahrt.

Novum: Robusta fast so teuer wie Arabica

Die hohe Nachfrage nach Conilon (brasilianischem Robusta), bedingt durch den Mangel an asiatischem und afrikanischem Robusta, hat die Preise in die Höhe getrieben und den Inlandsmarkt Brasiliens dazu gezwungen, auf minderwertigeren Kaffee auszuweichen. Zudem sehen sich Kaffeebauern mit höheren Kosten konfrontiert, denn die Preise für Düngemittel, Energie und Arbeitskräfte sind weltweit gestiegen. Robusta kostet im Augenblick fast so viel wie Arabica – das hat es noch nie gegeben. Auch auf Seiten der Röster sieht es so aus, dass die Kosten immens gestiegen sind. Gründe sind hier explodierende Energie- und Transportkosten. Dazu kommt ein branchenübergreifender Personalmangel.

Und wie geht es weiter?

Das kann derzeit keiner wirklich vorhersehen. Angesichts der vielschichtigen Herausforderungen steht die Kaffeebranche vor einem tiefgreifenden Wandel. Innovative Lösungen und erhöhte Anpassungsfähigkeit sind nun erforderlich, um die Zukunft des globalen Kaffeemarktes nachhaltig zu gestalten und Kaffee nicht zum Luxusartikel für einige wenige werden zu lassen. 
Die Entwicklung klimaresistenter Kaffeesorten, Verbesserungen in der Logistik und die Anpassung an neue Regularien werden entscheidend sein, um die Stabilität und Nachhaltigkeit der Branche langfristig zu sichern.

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