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Mit Kaffee im Pappbecher zur Arbeit flitzen – für Millionen Menschen weltweit ist das ein Ritual. Und es ist ja auch praktisch. Aber, sollte man im Zeichen von Klimakrise und Umweltschutz überhaupt einen Wegwerfbecher der gemütlichen Tasse vorziehen? Und warum ist uns vermeintliche Zeitersparnis so viel wichtiger geworden als Kaffeequalität und Genuss?

Coffee-to-Go-Becher sind ein typisches Beispiel für unsere Einwegkultur. Foto: Unsplash

Die Pappbecher ermöglichen es uns, die geliebte und gelobte Bohne unterwegs zu genießen, ohne uns die Zeit nehmen zu müssen, in einem Café zu verweilen. Zu müssen?

Ist ein Kaffee im Café nicht eigentlich der Hochgenuss der Gefühle, der Inbegriff von gutem Leben? „Aber ich habe doch so wenig Zeit“, hören wir überall. Stimmt leider nur zu oft. Unserem Planeten geht es nicht anders, viel Zeit zum Gesunden bleibt ihm nicht mehr.

Coffee-to-Go-Becher sind bequem – die ökologischen Folgen der Nutzung leider schwerwiegend.

Ressourcenverbrauch und Herstellung

Diese Becher werden aus Papier oder Pappe hergestellt, wobei ziemlich häufig eine Kunststoffbeschichtung verwendet wird, um sie vor dem Durchweichen zu schützen.

3660 Fußballfelder voller Becher

Darüberhinaus erfordert die Herstellung dieser Becher große Mengen an Wasser, Holz und Energie. Allein in Deutschland werden schätzungsweise 2,8 Milliarden (!) Coffee-to-Go-Becher pro Jahr verbraucht, was zu einem erheblichen Ressourcenverbrauch führt. Die Produktion trägt zur Abholzung von Wäldern bei, und die Entsorgung der Becher belastet die Umwelt. Jeder Deutsche benutzt also durchschnittlich 33,39 Becher pro Jahr. Rein rechnerisch sind das gut 33 Becher pro deutschem Kopf, und da werden Babys, Kinder und sogar Teetrinker mitgezählt. Um es noch anschaulicher zu machen: Die Anzahl der Coffee-to-go-Becher, die jährlich in Deutschland produziert werden, würde nebeneinander aufgereiht mehr als 3.660 Fußballplätzen füllen. Zusätzlich werden rund 1,3 Milliarden Einweg-Kunststoffdeckel verbraucht. Wir entsorgen 400.000 Kubikmeter Bechermüll jedes Jahr. Damit kann man 8 Millionen City-Mülleimer füllen.

Die Anzahl der Coffee-to-go-Becher, die jährlich in Deutschland produziert werden, würde mehr als 3.660 Fußballplätzen füllen.

Einwegkultur und Abfall

Coffee-to-Go-Becher sind ein Beispiel für unsere Einwegkultur. Leider sind die meisten dieser Becher nicht biologisch abbaubar oder recyclingfähig. Die Kunststoffbeschichtung macht eine vollständige Zersetzung in der Natur nahezu unmöglich. Dadurch landen etliche Coffee-to-Go-Bechern jedes Jahr auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen. Dieser enorme Abfall belastet nicht nur unsere Mülldeponien, sondern führt auch zu Treibhausgasemissionen bei der Verbrennung.

Haben wir wirklich keine Zeit mehr für ein Getränk im Sitzen? Foto: Unsplash

Verschmutzung der Meere

Ein beträchtlicher Teil des Kunststoffs, der in Coffee-to-Go-Bechern verwendet wird, gelangt letztendlich in unsere Ozeane. Durch unsachgemäße Entsorgung oder unbeabsichtigtes Wegwerfen gelangen die Becher in Flüsse und gelangen von dort aus ins Meer. Einmal im Meer treiben sie als Plastikmüll umher und stellen eine ernsthafte Bedrohung für Meereslebewesen dar. Vögel, Fische und andere Tiere verwechseln Plastik mit Nahrung und sterben oft an den Folgen der Verschmutzung durch Kunststoff.

Inzwischen erlauben viele Shops, dass man seinen eigenen Becher mitbringt. Der ist dann immerhin mehrfach im Einsatz. Es gibt auch Mehrwegbecher in Kaffeeshops. Dafür muss man natürlich einen Aufpreis zahlen.

Fazit: Dolce Vita statt Hektik – für die Umwelt und die Seele

Noch besser wäre es: den Kaffee zu genießen. Sich in Ruhe hinzusetzen und den Augenblick zu erhaschen. Denn: Haben wir wirklich keine Zeit mehr für ein Getränk im Sitzen? Sparen wir entscheidende Zeit ein, wenn wir alles „to-go“ machen? Die Frage ist eher eine rhetorische.
Schauen wir einmal rüber zu unseren italienischen Nachbarn ist der Coffee-to-go eher verpönt. Stichwort: Dolce Vita.

Nachteile gibt es also genug, wenn man das „to-go“-Prinzip auslebt. Die Vorteile des entspannten Genusses überwiegen. Zuhause ist man selber der Herr über die Kaffeesorte, den Mahlgrad, die Milchprodukte. Und Hand aufs Herz: Gibt es etwas Besseres, als in Ruhe an einem schönen Ort, einen leckeren Kaffee aus einer schönen Tasse zu genießen?

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